Wer würde diese Frage schon mit Ja beantworten? Kaum jemand tut es wirklich, doch die Langeweile im Büro ist weiter verbreitet, als Sie denken. Es gibt dafür sogar schon einen Fachbergriff: Bore-out. Das Phänomen resultiert einerseits aus falsch besetzten Stellen oder einer zu lang angesetzten Tagesarbeitszeit. Manchmal sind Vollzeitstellen auch mit Teilzeitkräften gut auszufüllen.
Kennen Sie die Gespräche, die man im Wartezimmer beim Arzt oder mit flüchtigen Bekannten im Supermarkt führt? Es kommt immer der Satz: „Ich bin so gestresst, ich weiss vor lauter Arbeit nicht, wo mir der Kopf steht!“ Was soll man denn darauf antworten, wenn das im eigenen Job nicht so ist? „Hey, das tut mir leid. Da kann ich nicht mitreden. Ich langweile mich in meinem Job fast zu Tode!“ Dieser Satz hätte aller Voraussicht nach einen ungläubigen Blick und ein schnelles Gesprächsende zur Folge.
Fakt ist, dass davon immer mehr Arbeitnehmende betroffen sind. Sie besetzen zum Beispiel überqualifiziert Funktionen, deren Arbeitsaufkommen sie mit links erledigen. Die restliche Zeit wird abgesessen. Mit etwas Glück hat man Kollegen, denen es ähnlich geht und man kann zwischendurch ein wenig plaudern. Oder man hat die Gelegenheit im Internet zu surfen und all die Dinge zu erledigen, die man sonst zu Hause machen würde.
Aber wirklich befriedigend ist dieser Zustand nicht. Er kann sogar krank machen. Langeweile bei einer Tätigkeit, die einen Grossteil unseres Alltages ausmacht, kann gravierende Auswirkungen auf jeden anderen Bereich des Lebens haben. Sie führt zu mangelndem Selbstbewusstsein, die Langeweile überträgt sich auf weitere Bereiche und endet in Antriebslosigkeit und sogar Depressionen.
Abhilfe könnte ein offenes Gespräch mit dem Vorgesetzten schaffen, wenn das Verhältnis entsprechend ist. Oder es muss ein Jobwechsel her. Aber – wenn der Zustand bereits zu lange andauert – ist es oft schwer, sich zu einer neuen Bewerbung aufzuraffen. Da fehlt das Selbstvertrauen und das Wissen, dass man das schon schaffen wird. Da ist die Angst davor, vom Regen in die Traufe zu kommen. Man blockiert sich schlussendlich selbst und muss irgendwann doch psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
Und das, obwohl Langeweile von der breiten Öffentlichkeit eher belächelt wird. Einem sich langweilenden Kind sagt man ja auch, es solle sich etwas zu tun suchen. Als Arbeitnehmer ist es aber nicht leicht, auf eigene Faust Dinge zu erledigen.
Der Prozess ist außerdem oft schleichend und plötzlich steckt man mittendrin – im Bore-Out.